Vor Kurzem erst lief im Fernsehen wieder eine Sendung, wo sich die Provinzkomödianten der DDR selbst beweihräuchern. Das müssen sie auch, denn international waren sie ja absolute Nullen. Da hat sich bei dieser Sendung jemand zu der Äußerung verstiegen, Bärbel Wachholz sei die " Caterina Valente " des Ostens gewesen. Hier kann man mal die Realitätsferne und Selbstüberschätzung dieser Kulturgenossen sehen . Zwischen Bärbel Wachholz und Caterina Valente liegen Welten. In Bezug auf die leichte Muse war Dillettantismus in der DDR bis in die 70er Jahre hinein Staatsdoktrin.
colorado
Für diejenigen, die sich über die staatliche Unterdrückung jugendlicher Amateurbands und ihres Publikums in der damaligen DDR etwas genauer informieren wollen ist ein neues Buch auf den Markt gekommen mit dem Titel : " Halbstark in Halle ". Die dort geschilderten Verhältnisse sind zutreffend für die jugendliche Musikszene aller größeren Städte der damaligen DDR.
http://www.hasenverlag.de/de/Halbstark%2Bin%2BHalle.html?lang=de&cmd=&n=1;372
colorado
http://f3.webmart.de/f.cfm?id=2165073&r=threadview&t=3656251&pg=1
Hier mal reinschauen, sehr aufschlussreich.
colorado
Wer die Musikszene der DDR von allen Seiten betrachtet wird sogar etwas Positives entdecken. Die für den Normalbürger erhältlichen Musikinstrumente aus DDR-Produktion waren allgemein schlechter Qualität. Sehr deutlich spürte man das bei Blasinstrumenten, egal ob Holz oder Blech. Alles spielte sich irgendwie schwer.Das empfanden wir allerdings damals nicht so sondern hielten das für normal. Nach der Wiedervereinigung wurden wir eines Besseren belehrt. Wer jahrelang auf DDR-Blasinstrumenten gespielt hatte und nun plötzlich ein Qualitäts-Instrument erwerben konnte stellte mit Erstaunen fest, daß dieses neue West-Instrument fast von allein spielte. Es kam praktisch einer regelrechten Arbeitserleichterung gleich, alles ging leicht und fließend und man erreichte bequem auch hohe Töne. Die Ursache hierfür liegt ganz einfach darin, daß die DDR zum Instrumentenbau nur minderwertiges Material und veraltete Technik zur Verfügung hatte. Und wer mit diesen schwergängigen Instrumenten zurechtkam, bei dem spielte das neue West-Instrument fast von allein.
springer
Da erinnere ich mich rein zufällig an eine Fernsehsendung der DDR, wo der parteitreue Vorzeige-Schlagersänger Frank Schöbel auftrat und einen völlig maßlosen Text sang. Leider weiß ich es aufgrund des zeitlichen Abstandes nicht mehr alles wörtlich, aber die Kernaussage kann ich bis heute nicht vergessen. Da singt er einen Schlager bei dem er namentlich Evis Presley, Bill Haley ,
Fats Domino und andere Weltstars aufzählt. Und dann kommt der Knaller !!! Da singt doch dieser volkseigene drittklassige Musizent wörtlich : " Heute bin ich selbst einer von ihnen ". Ein Genosse Frank Schöbel , der im Auftrage der Partei gesungen hat " Terra Humanitas, wer wenn nicht wir " entdeckt plötzlich sein Herz für den Klassenfeind. Gar wundersam geht`s zu auf der Welt.
Erfreulich ist, daß diese Typen abgewirtschaftet haben.
Wenn man zu DDR-Zeiten im Radio nach Musik suchte, brauchte man als Kenner der Materie gar nicht auf die Skala zu schauen, man hörte es spätestens nach fünf Tönen am Sound der Musik, ob es Ost oder West war. Markantes Merkmal bei
Ostschlagern im Radio war das Fehlen des Fundamentes; kaum Bass, kaum Schlagzeug, kaum Gitarre oder Piano ,dafür Unmengen von Blech. Erst in den 80ern wurde es besser, als mehr Combos und Bands auf den Plan traten. - Vielleicht kan mir Colorado helfen:
Das Franke Echo Quintett coverte "Peter Gunn", sehr gelungen, kann ich nur sagen. Die Band wurde in der Zeitschrift "Melodie & Rhythmus" dermaßen in den Boden gestampft, dass kein gutes Haar blieb. Leider finde ich die Zeitschrift nicht mehr. Man hätte eigentlich alles aufheben müssen, könnte vielleicht für eine Doktorarbeit reichen.
Es muß eines klar sein :" Melodie und Rhythmus " wurde von staatstreuen Dilettanten gemacht! Die waren zwar für Melodie, aber absolut gegen Rhythmus. Deren Meinung war in wirklichen Fachkreisen genauso wichtig wie die Mitteilung, daß in China ein Sack Reis umgefallen ist. Allerdings konnten diese ahnungslosen Dilettanten schon Schaden anrichten dahingehend, daß sich obrigkeitshörige Untertanen des SED-Regimes nicht mehr getrauten, solch fähige Musiker wie Franke-Echo zu engagieren. Persönlich hatte ich noch Gelegenheit, nach der Wende mit einem Mitglied dieser Band als Duo zu musizieren, nämlich mit " Nunni ". Ganz privat gestatte ich mir aber doch den Hinweis, daß mir " Peter Gunn " von Duane Eddy eindeutig besser gefällt.
Die Intoleranz der alten SED-Säcke ging manchmal sogar soweit, daß sie sich an international populären Spielfilmen vergriffen. Die DDR kapselte sich zwar nicht hundertprozentig von den Spielfilmen westlicher Produktion ab, aber ab und zu vergriff sie sich am Ton. Nicht i m Ton sondern wirklich a m Ton. Wenn den Genossen, von denen die Mehrzahl im Geiste noch dem Deutschen Reich anhing, beim einem westlichen Spielfilm hier und da die Musik zu modern war dann wurde diese Original-Musik herausgenommen und durch billige, niveaulose und dilettantische DDR-Musik ersetzt. Wir bemerkten das, weil oftmals beim Anlaufen solcher Filme in der DDR in den ersten Tagen noch die Original-Musik zu hören war, die meist erst einige Zeit später umgetauscht wurde. Da sah man dann im Bild westliche Interpreten musizieren und hörte dazu den niveaulosen Mist der DDR-Musizenten. Nur gut, daß die abgewirtschaftet haben.
colorado
Da gab es in den 50ern und 60ern das amerikanische Orchester Billy Vaughn, dessen Stil heute von " Captain Cook " praktiziert wird. In der DDR gab es das Orchester Günter Gollasch, das mehr den Schwerpunkt auf Saxophone als auf Trompeten legte und von daher einen etwas moderneren Sound hinlegte als andere DDR-Tanzorchester. Dieses Orchester Günter Gollasch versuchte sich nun ebenfalls
am Stil von Billy Vaughn mit " La Paloma ". Es sollte sicher eine originalgetreue Kopie werden. Es wurde aber keine originalgetreue Kopie, es k o n n t e gar keine werden. Die Musiker gaben sich größte Mühe und spielten auch nach Original-Noten. Aber die Qualität der DDR-Instrumente ließ es nicht zu, den brillianten Klang des Orchesters Billy Vaughn zu erreichen. Außerdem hatten die DDR-Musiker Schwierigkeiten mit dem Vibrato a la Billy Vaughn, denn dieses Vibrato setzt absolute Musikalität voraus und da gab es bei Berufsmusikern der DDR einige Schwachstellen. Trotzdem wurde die DDR-Platte gekauft von denen, die keine Westverwandtschaft hatten. Diese Aufnahme klang immer noch besser als die Blech-Orgien von Walter Eichenberg, blieb aber der einzige Versuch der DDR, das Orchester Billy Vaughn zu kopieren.
colorado
Klaus Renft war kein angepaßter Mitläufer
RENFT
DAS MATERIAL IST SCHARF WIE IMMER
EISLEBEN/MZ. Die Bombe steckte in einem roten Beutelchen. Ein Tonband mit Liedern, die die Leipziger RENFT-COMBO aufgenommen hatte, obwohl sie von den DDR-Kulturbehörden gerade zwangsaufgelöst worden war. "Das war Sprengstoff", erinnert sich Thomas SCHOPPE, der vor 40 Jahren bei RENFT sang und das heute immer noch tut.
Als er damals, 1977, versucht, die staatsfeindlichen Lieder in Sicherheit zu bringen, jagt ihn die Stasi durch die halbe Stadt. Der rote Beutel landet in einem Bahnhofsschließfach. Minuten später wird SCHOPPE festgenommen, die Bänder findet die Stasi nicht. Die gefährlichste Band der DDR ist da schon "neutralisiert", wie es im Stasi-Jargon heißt. Drei Mitglieder haben Bereitschaft zu künftigem Wohlverhalten erklärt, zwei sitzen in Haft, zwei sind im Westen.
Dort ist der "Sprengstoff" nicht mehr wert als ein paar Silvesterböller: Eine Platte namens "Rock aus Leipzig" versammelt die "Otto"-Ballade und den Aufschrei "Was mir fehlt" in ruppigem Proberaumsound. Zu diesem Klang ist die nach dem Tod von Gründer Klaus RENFT, Gitarrist Heinz PRÜFER, Geiger Pjotr KSCHENTZ, Texter Gerulf PANNACH und Sänger Peter GLÄSER zum Quartett geschrumpfte Gruppe mit dem Einstieg des Magdeburger Gitarristen Gisbert "Pitti" PIATKOWSKI zurückgekehrt. Nach der Erkrankung von Mitsänger Christian KUNERT steht Thomas SCHOPPE allein am Mikrophon.
Ein Platz, den der Mann, den alle "Monster" nennen, auch mit 65 Jahren wie nebenher ausfüllt, da lässt das neue Live-Album "Goes On" (Buschfunk) keinen Zweifel. Der Unterschied zum vor 20 Jahren während der Rückkehr-Tour durch die DDR aufgenommenen Album "Renft live" könnte nicht größer sein: Wo damals das "Gänselieschen" und das "Liebeslied" den berühmten liedhaften DDR-Sound wiederauferstehen ließen, lässt Produzent EROC, einst bei den Neuton-Pionieren Grobschnitt, heute schwerere Geschütze dröhnen.
Totzukriegen sind die "Rockballade vom kleinen Otto" und "Was mir fehlt" nicht. Hier sind sie jetzt zu hören, wie sie vielleicht schon immer hätten klingen sollen, wie SCHOPPE meint. "Durch Improvisationen und spontane Einfälle werden die alten Songs bereichert", sagt er, "nichts wird statisch abgespielt, alles zwingt zum Hören."
Für eine Gruppe, die sich 35 Jahre lang von Nackenschlag zu Nackenschlag geschleppt hat, kein schlechtes Ergebnis. Ein neuer Geist ist in den alten Hymnen, die nur SCHOPPE schon in den Tagen von Walter ULBRICHT gespielt hat. "Alle Musiker der Band, auch die, die inzwischen fehlen, haben sich in den Songs verewigt." Die Bombe aus dem roten Beutel, sie ist scharf wie ehedem. "Die Lieder lebten jetzt durch uns und durch die Fans weiter", sagt Thomas SCHOPPE.
*) Mitteldeutsche Zeitung
Renft-Musiker Peter Gläser:
„Ich war 22 Jahre lang Stasi-IM“
Von HARTMUT KASCHA und BENJAMIN WEINKAUF
GESTÄNDNIS Peter „Cäsar“ Gläser (58) wurde als junger Mann von der Stasi angeworben
ABSCHIED Peter Gläser am Grab des 2006 an Krebs gestorbenen Rock-Musikers Klaus Renft. Er wurde nur 64 Jahre alt und auf dem Leipziger Südfriedhof beigesetzt
Leipzig – Ihre Lieder begeisterten die jungen Fans, die Texte und Musik waren modern und kritisch. Die „Klaus Renft Combo“ („Wer die Rose ehrt“) war populär, der Osten sang ihre Lieder. Die Rockmusik von Klaus Renft (1942–2006) und seiner Band hatte in der DDR Kultstatus.
Was bis heute keiner ahnte: Ein Bandmitglied spielte falsch und „sang“ auch bei der Stasi. Rocklegende und Bandmitglied Peter „Cäsar“ Gläser (57) enttarnt sich jetzt als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) der Staatssicherheit. 22 Jahre lang war er IM „Klaus Weber“. Die Band war den DDR-Kulturbehörden ein Dorn im Auge und wurde 1975 verboten.
In seiner Autobiografie „Wer die Rose ehrt“ (Militzke-Verlag), die morgen erscheint, beschreibt „Cäsar“ Details seiner Spitzeldienste. Die Verpflichtungserklärung unterschrieb er vor knapp 41 Jahren. „Cäsar“ war 17 und „voller Ideale“. Erst 1989, kurz vor seiner Ausreise in den Westen, beendete der Musiker die Verbindung mit dem Ministerium für Staatssicherheit.
Doch für Gläsers Bandkollegen hatte der Kontakt zu „DDR-Behörden“ schlimmere Folgen. Nach 1975 verließen einige Bandmitglieder „freiwillig“ die DDR. Texter Gerulf Pannach und Christian „Kuno“ Kunert wurden wegen angeblich staatsfeindlicher Hetze verhaftet und nach monatelanger Haft im Gefängnis und Androhung von bis zu zehn Jahren Haft ausgebürgert.
Immer wieder suchte die Stasi Kontakt zum IM, rief sogar im Tonstudio an. Sie schickte ihn sogar 1985 zu einem Treffen mit „Kuno“ in die Tschechoslowakei. Gläser sollte ihn für die Mitarbeit für die DDR gewinnen. „Für das Treffen bekam ich regelrecht Hausaufgaben mit auf den Weg“, schreibt Gläser in seinem Buch. Am schlimmsten sei es gewesen, dass er im Beisein der Stasi mit „Kuno“ telefonieren musste. Und dann zeigt der IM zum ersten Mal Reue:
Nur „Kuno“ gegenüber habe er „wirklich ein schlechtes Gewissen“. Angeblich habe der ihm das auch verziehen und soll Gläser gesagt haben: „Du bist mein Freund und bleibst es auch.“ Sonst will er niemandem geschadet haben. Beim Treffen mit der Stasi hätte er nur belanglose Informationen weitergegeben.
BRISANT In seinen Erinnerung enthüllt Musiker Peter „Cäsar“ Gläser sein Stasi-Geheimnis
Christian „Kuno“ Kunert wollte sich zu den Aussagen seines Freundes nicht äußern: „Das besagte Buch kenne ich nicht.“ Gegenüber BamS versucht Gläser seine Anwerbung als Stasi-Spitzel zu erklären.
Warum hat er sich 1966 verpflichtet? „Ich war jung und damals vom Sozialismus überzeugt.“ Er habe nicht den Mut gehabt, sich von der Stasi zu trennen. Das tat er erst nach 22 Jahren, kurz vor seiner Ausreise in den Westen 1989: „Da ich nur in großen Abständen von denen kontaktiert wurde, dachte ich, die lassen mich von sich aus fallen.“ 1989 stellte der Musiker einen Ausreiseantrag. Wie war die Reaktion der Stasi darauf?
„Mir wurde gesagt, wenn ich wieder als IM arbeite, bin ich in 14 Tagen drüben. Ansonsten müsse ich warten, bis ich schwarz werde.“ Gläser lehnte nach eigener Aussage ab und man ließ ihn trotzdem gehen. Bekam er von der Stasi als Anerkennung mal eine Prämie, ein Geschenk?
„Nein,“ beteuert Gläser. Übrigens, Spitzelopfer Christian „Kuno“ Kunert tritt wieder als Musiker auf: Er singt im April „Kuno solo“ im ehemaligen Stasi-Gebäude in Leipzig. Ob sein Freund, der „Cäsar“, da auch kommen wird?
Klaus Renft darf man nicht mit den angepaßten Leuten wie Puhdys oder Karat auf eine Stufe stellen. Der tickte etwas anders. Einen Herbert Dreilich , mit dessen jüngerem Bruder ich damals im gleichen Betrieb arbeitete, lernte ich 1972 kennen als er noch bei Panta Rhei spielte. Persönlich empfand ich ihn als angepaßt und arrogant.
colorado
http://www.youtube.com/watch?v=4srrv6WOGPQ&feature=related
Wer wissen möchte wie " Honi " zur Beatmusik stand kann das über obenstehende Linkadresse erfahren. Wenn man heute mit größerem zeitlichen Abstand diesen Unsinn hört muß man sich auch fragen über welchen IQ diese Leute verfügten.
http://www.youtube.com/watch?v=tberaaHLTPE&feature=related
Honeckes Vorgänger Ulbricht war noch dümmer und weitaus intoleranter. Sehen und hören Sie selbst. Ulbricht wollte uns immer den Russentanz schmackhaft machen. Im November 1989 war auch diese Problematik eine der Triebfedern für die friedliche Revolution. Obwohl meine Generation da schon etwas reifer war, vergessen haben wir diese Schikanen nie. Wie heißt es doch ? " Der Mensch lebt nicht von Brot allein ". Richtig !
Übrigens : Wer sich selbst mal davon überzeugen möchte wie " DDR-Sound " damals klang kann bei you tube fündig werden unter " Amiga-Memory ".
colorado
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